Sonntags geschlossen

Veröffentlicht auf von Bettina

„Wer meine Bücher sehen könnte, wäre bestimmt nicht so darauf erpicht, sein Geschäft am Sonntag offenzuhalten! Ich kann rechnerisch beweisen, daß wir die ganzen Jahre, in denen unser Geschäft sonntags geöffnet war, am Sonntag keinen Gewinn gemacht haben.”
Als meine Frau und ich jung verheiratet waren, haben wir einige Jahre in Gaststätten in Idaho Falls gearbeitet. Diese Gaststätten wären sonntags geöffnet. Dabei haben wir gemerkt, daß der Sonntag fast immer ein Verlusttag war. Die Maschinen schienen immer dann ihren Geist aufzugeben, und wir konnten die Kunden nicht bedienen. Die Reparatur kostete am Sonntag doppelt so viel wie an anderen Tagen. Außerdem war es schwer, gute Hilfskräfte zu finden. Wir schworen uns, daß wir einiges anders machen würden, wenn wir uns selbst eine Gaststätte kauften.
Schließlich wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Wir kauften ein Schnellrestaurant. Wir mußten einen hohen Kredit aufnehmen, um das Restaurant kaufen zu können. Die Finanzmakler und die Eigentümer von anderen Restaurants in der Gegend versicherten uns, daß wir nicht die geringste Chance hätten, das Darlehen zurückzuzahlen, wenn wir beim größten Verkaufstag der Woche - dem Sonntag - nicht mitmachen würden. Weil wir bereits eine Anzahlung geleistet und unser Unternehmen zum Erfolg führen wollten, fühlten wir uns in die Enge getrieben. Wir öffneten also am Sonntag.
Wie vorausgesagt, erwies sich der Sonntag als der größte Verkaufstag.
Und da wir uns einmal entschlossen hatten, sonntags zu öffnen, konnten wir das jetzt nicht wieder rückgängig machen. Wir hatten Angst, daß der Verdienst zurückginge. Allmählich wuchs in unserem Hinterkopf die Befürchtung, daß wir unsere Kunden verlieren würden, wenn wir sonntags nicht bedienen würden, und daß wir dann nicht die hohe Summe aufbringen könnten, um das Geschäft in unseren Besitz zu bringen.
Wir hatten unser Ziel beinah erreicht, als ich einen Herzanfall hatte. Und weil gute Hilfskräfte für den Sonntag schwer zu finden sind, entschlossen wir uns, während der Wintermonate am Sonntag zu schließen.
Mein Arzt freute sich über diesen Entschluß, denn jetzt konnte ich mir die dringend nötige Ruhe gönnen. Aber als die Monate vergingen, sorgte ich mich wegen des geringen Umsatzes, den unsere Bücher aufwiesen. Eines Tages sprach ich mit meiner Frau darüber, ob wir sonntags nicht wieder öffnen sollten. Sie sah mich kurze Zeit schweigend an und sagte dann: „Schau erst mal in den Spiegel und sag mir, ob so ein Mann aussieht, der sieben Tage Arbeiten in der Woche durchhält.”
„Da muß ich wohl nicht erst in den Spiegel schauen”, sagte ich langsam. „Wir vergessen dieses Thema wohl am besten.”
Als wir uns später gemeinsam hinsetzten und die Bilanz für das Geschäftsjahr machten, bestätigten sich unsere Befürchtungen - wir hatten 17000 Dollar weniger umgesetzt als in den vorangegangenen Jahren! Aber trotz des geringeren Umsatzes wie die Bilanz nur einen um 10 Dollar geringeren Gewinn aus! Wir waren überrascht. Aufgrund dieser Zahlen entschlossen wir uns, unser Schnellrestaurant ein weiteres Jahr am Sonntag geschlossen zu halten. Und wieder war zwar der Umsatz gering, aber nicht der Gewinn! Unser Restaurant hatte auch Erfolg, ohne daß wir am Sonntag geöffnet hatten.
Wenn ich mir überlege, wie sehr ich meiner Gesundheit geschadet habe und daß ich alle Sonntage für nichts gearbeitet habe, dann kann ich mich nur wundern, wieso ich so lange gebraucht habe, bis ich gelernt habe, daß das Befolgen des Gebotes der Sabbatheiligung seinen Lohn in sich trägt. Der Sabbat ist der Tag des Herrn. Wenn wir ihn heilighalten, werden wir dafür gesegnet.
Quinten und LaRae Warr, niedergeschrieben von Ruth Heiner, April 1985

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